Die ungewöhnliche Bezeichnung Artefakt (aus lat. ars, artis ‚Handwerk‘ und factum ‚das Gemachte‘) wird in Scrum als Oberbegriff für das Product Backlog, das Sprint Backlog und das Inkrement gebraucht. Diese drei Elemente repräsentieren die geleistete Arbeit und den dadurch geschaffenen Wert. Außerdem schaffen sie die Möglichkeit, die Arbeit zu überprüfen (inspection) und gegebenenfalls im Sinne der Agilität Änderungen vorzunehmen (adaption).
Das Product Backlog
Das Wort Backlog kann auf Deutsch mit Arbeitsrückstand übersetzt werden. Das Product Backlog ist eine Aufstellung aller Funktionen, die das fertige Produkt haben muss. Die bereits umgesetzten Funktionen werden allerdings nicht (wie das Wort Backlog vermuten lässt) aus dem Product Backlog gelöscht, sondern lediglich mit „fertig“ (engl. done) gekennzeichnet.
Das Product Backlog ist eng verwandt mit dem Lastenheft aus dem klassischen Projektmanagement. Das Lastenheft ist die vom Kunden erstellte Aufstellung sämtlicher Anforderungen, die er an das fertige Produkt hat. Das Lastenheft wird – im Gegensatz zum Product Backlog – vor Beginn des Projektes erstellt und kann später nur im Rahmen von vergleichsweise umständlichen Änderungsanforderungen (change request) angepasst oder ergänzt werden. Das Product Backlog hingegen ist gelebte Agilität und verändert sich ständig. Der Product Owner passt es fortlaufend an neue Erkenntnisse an, die sich aus der aktuellen Arbeit ergeben und verfeinert es so immer weiter.
Die Einträge im Product Backlog werden nach Wichtigkeit geordnet und mit einer groben Schätzung des Zeitaufwandes versehen. Während bei den weiter unten im Product Backlog stehenden – also weniger wichtigen – Einträge auch um noch nicht ausformulierte Ideen handeln kann, beschreiben die wichtigen, demnächst zur Umsetzung ausstehenden Einträge möglichst präzise und aus der Sicht des Anwenders eine Funktion des Produktes. Die Anforderung darf jedoch nicht so umfangreich sein, dass der geschätzte Aufwand für ihre Umsetzung die Dauer eines Sprints überschreiten würde. Gegebenenfalls müssen also die Einträge im Product Backlog in kleinere Teile erlegt werden. Dieses Zerlegen einer großen Aufgabe in viele kleine Teilaufgaben wird auch als inkrementelles Vorgehensmodell bezeichnet und ist typisch für Scrum.
Das Sprint Backlog
Das Sprint Backlog entsteht während des Sprint Plannings. In das Sprint Backlog werden zunächst die Teile des Product Backlogs kopiert, die während des aktuellen Sprints umgesetzt werden sollen. Danach werden sie vom Entwicklungsteam in weitere Teilaufgaben (subtasks) zerlegt und mit einer neuen, genaueren Schätzung versehen.
Die Einträge im Sprint Backlog werden während des Sprints um Kommentare und Statusmeldungen ergänzt, so dass mit Hilfe des Sprint Backlogs Transparenz für alle Beteiligten über den Verlauf des Sprints geschaffen wird.
Das Inkrement
Der Begriff Inkrement kommt von dem lateinischen Wort für Zuwachs. In Scrum ist mit Inkrement das Ergebnis eines Sprints gemeint, das – gemeinsam mit den Inkrementen der vorangegangenen Sprints – bereits einsatzfähig und zumindest potentiell auslieferungsfähig ist. Ob es tatsächlich ausgeliefert wird, entscheidet der Product Owner.